Karneval der Tiere

Musiktheater mit Puppen zu der Musik von Camille Saint-Saëns

für Menschen ab 6 Jahren

 
 
 
 

Inhalt Kritik Bild Technik Extras Ensemble

 
 
 
 

( ...) Und so geht es flapsig-tapsig immer weiter... mit Gegacker, Gekicher und Gezänk mutieren Gockel und Glucken zu Elefant, Känguruh, Hai und Delphin, Kuckuck und Esel, Paradiesvogel und Schwan. In die Metamorphosen integriert ist Sozialkritik: am Machismo des Hahns, am rivalisierenden Verhalten der Hennen, an der Bevormundung, der Küken Huhnibert ausgesetzt ist, und der Diskriminierung von Seniorin Martha. Im Gegenzug werden Alternativen angespielt: Die Hühner entdecken die Frauenpower, der Junge und die Alte solidarisieren sich, der Macker befreit sich aus der Bigamie mit Huhnigunde und Huhnhilde und wirft begehrliche Blicke nach Teenie Johenne.

So wird der "Karneval der Tiere" in der Interpretation des Klappmaul Theaters zu einem lustvollen Lehrstück für Kleine und Große, wo jede(r) sich herauspicken kann, was er/sie/es mag oder begreift. Höhepunkt ist jedenfalls die wundersame Wandlung der grauen Martha in einen weiß-glänzenden, graziösen Schwan. Nach dem Motto "Schönheit kommt von innen" spielt dazu Johannes Oesterlee auf dem Cello ganz gefühlvoll den weltberühmten Solopart, den Saint-Saëns vor 110 Jahren zum Fastnachtsdienstag 1886 für den Cellisten Lebouc komponiert hat. Eine Perle im Kabinettstück dieser Koproduktion zwischen Klappmaul Theater und Oper Frankfurt.

Frankfurter Rundschau, 6.3.1996

 

 "Ich wollt' ich wär ein Huhn, ich bräucht' nicht viel zu tun" - das singt nur, wer nicht beim Klappmaultheater im Theaterhaus gesehen hat, wie sich das Federvieh auf den Karneval der Tiere vorbereitet. Legewillige Hühner werden aus dem Stall hervorgezerrt, um den Elefanten zu machen. Schnippische Bemerkungen werden zwischen den Hennen ausgetauscht, schließlich möchte jede für Florihahn die Schönste sein. Doch wenn der Hahn im Korb den tollen Löwen markieren will, hat er nur wenig Erfolg - darin sind sich sogar die beiden Rivalinnen Huhnigunde und Huhnhilde ausnahmsweise einig. Aber nur kein Mitleid, denn Florihahn nutzt die nächste Gelegenheit, die beiden karnevalsfein herausgeputzten Hennen gemein herunterzuputzen. Wen wundert's, dass Baby Huhnibert manchmal nur noch mit erstaunten Augen auf die Welt der Erwachsenen blicken und bei manchem Versuch mitzumischen nicht verstehen kann, dass er mal zu groß und mal zu klein für etwas ist. Die allgemeine Karnevalshysterie jedoch kommt den pubertierenden Johahn und Johenne zu Gute - so finden ihre immer weniger schüchtern werdenden Schnäbeleien nur wenig Beachtung bei den Erwachsenen. Doch der Wunsch, gegen die anderen Tiere zu gewinnen, schweißt dann doch wieder zusammen. Aber: Solidaritäten schwinden so rasch wie sie geschmiedet werden. Wie im richtigen Leben. Und dennoch sitzt man und staunt und lacht. Staunt über die fantasievolle Gestaltung, lacht über den für das Klappmaultheater typischen Wortwitz. Und fragt sich schließlich, als der bunte Taumel vorbei ist: Sind wir wie diese Hühner? Oder sind diese Hühner wie wir? Wer weiß das schon. Egal.

 "Der Karneval der Tiere" im Theaterhaus ist eine wunderbar menschliche und köstlich intelligente Narretei. Wahrer Karneval und eine geschickte Ummünzung der kleinen Hiebe, die Camille Saint-Saëns gegen seine Komponistenkollegen musikalisch verteilte, auf die menschliche Natur. Unbedingt sehenswert - nicht nur für kleine Menschen ab sechs Jahren.

Frankfurter Neue Presse, 6.5.2001