Herbert Haseweis

Magisches und Tragisches über neue Hasen und alte Hüte

für Menschen ab 4 Jahren

 
 
 
 

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Flinkes Wesen, dickes Fell

Bevor es mit Herbert Haseweis richtig los geht, gibt es schon Ärger: Hinter der Bühne werden Türen geknallt, ein Mann beschwert sich lauthals. Er hadert mit der schlechten Situation des Theaterpersonals, mit den Politikern, die es so weit kommen lassen. Ein aktueller Kommentar des Klappmaul Theaters zur Schließung des TAT ? So direkt würden die Figurenspieler das nie sagen, aber kleine Spitzen dürfen schon sein, auch in einem Stück, das für Kinder ab vier Jahren gedacht ist.

Nicht, dass der falsche Eindruck entsteht, Michael Kloss hätte im Theaterhaus ein Politkabarett für den Nachwuchs inszeniert. Eine Zaubershow hat er sich ausgedacht. Im Zentrum, Ronaldo Ronizetti (Thomas Korte), der große Magier, verlassen von seinen beiden Assistenten. Wie ein Possenreißer, dem dummerweise die Pointen entfallen sind, steht er nun auf der Bühne. Großes Tamtam, ein lateinischer Spruch - und in der Kiste ist immer noch kein Kaninchen.

In dieser Situation taucht Herbert Haseweis auf. Durch einen Aushang des vorhergehenden Langohr-Assistenten an der Hasenzauberschule ist er auf die Vakanz aufmerksam geworden. Gesucht wurde: "Helles Köpfchen, flinkes Wesen, dickes Fell". Ronizetti engagiert den Kandidaten in seiner Not vom Fleck weg.

Dass der Hase keine Ahnung hat, wann er besser schweigen muss, merkt der Zauberer erst, als es zu spät ist. Angeblich ins magische Nirgendwo befördert, quatscht Herbert einfach dazwischen. Auch als schwebende Jungfrau überzeugt er angesichts hartnäckiger Bodenhaftung nicht.

Hansgeorg Mahler führt die Geschicke des Plüschhasens. Wie der Figurenspieler in der Kulisse verschwindet, das grenzt schon an Zauberei. Mit Kaspertheater hat das so viel gemein wie eine Blockflöte mit einer Stereo-Anlage. Das Klappmaul-Theater würde sich nie erlauben zu dilettieren.

Aufwändig auch das von Thomas Korte gestaltete Bühnenbild. Statt es bei ein paar Accessoires zu belassen, schuf Korte Glitzer, über die ganze Breite blau, unterbrochen von einem roten Samtvorhang. Manchmal gelingen auch die Tricks, dann werden aus einzelnen Tüchern ganze Ketten. Aber meist folgt dem staunenden "Ooh" des Publikums ein Lacher, weil doch wieder was dazwischen kommt.

Rührend wird das Stück gegen Ende: Herbert gesteht nämlich nicht nur, dass er an der Hasenzauberschule gar nicht eingeschrieben war, er nennt auch noch den Grund: Ohne Eltern hatte er keine Chance die Gebühren zu bezahlen. Da wird sogar der große Ronizetti weich.

Das Stück Herbert Haseweis verzaubert, weil es so viel zulässt: Witz, Wortspiel, Alberei, Sentiment, Magie.

Bettina Behler, Frankfurter Rundschau, 15.06.02