Blaue Stunde im Grünen Gürtel

über Kaiser Karl V., Gothe, Gernhardt
und tierische Probleme im Frankfurter GrünGürtel

für Menschen ab 4 Jahren
und alle, die gern im Grünen blau machen

 
 
 
 

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GrünGürtel-Tier babbelt nur Frankforderisch

... hilft aber dennoch dem Klappmaul-Frosch aus der Identitätskrise und sorgt für eine schöne Bescherung

 

Geckos, Agamen und Leguane flitzen durch ihr gläsernes Quartier im Exotarium des Zoos, im Schaukasten nebenan sitzt friedlich das "dasipus frankonia". Genau genommen bewegt es sich gar nicht, denn eingesperrt wurde nur die Steiff-Ausgabe des berühmten "GrünGürtel-Tiers". Ringförmig um Frankfurt sei das putzige Kuscheltier verbreitet, informiert eine Tafel, gleichermaßen tag- und nachtaktiv und außerdem lege der von Robert Gernhardt entdeckte Grünschnäuzer gelegentlich ein Ei.

Eine Etage tiefer stellt gerade ein weiteres Exemplar der seltenen Gattung sein schauspielerisches Talent unter Beweis. Von friedvollem Benehmen kann bei diesem GrünGürtel-Tier übrigens keine Rede sein - es meckert permanent, und zwar mit dem kleinen Frosch. Der war bis gestern noch eine Kaulquappe und steckt in einer Identitätskrise. "Alles ist anders", singt er dem erfahrenen "dasipus frankonia" vor: Der grüne Hüpfer hat plötzlich Arme und Beine - und tierischen Hunger. Doch bis er seinen ersten Wurm fängt, muss noch eine ganze Stunde vergehen.

Denn so lange dauerte das Puppenstück "Blaue Stunde im Grünen Gürtel", das das Frankfurter Klappmaultheater gestern Mittag zum ersten Mal aufführte. Schon während der interaktiven Vorstellung reagierten die Kinder begeistert, und Michelle (8) erzählte nachher: "Mir hat es am besten gefallen, als der Frosch das GrünGürtel-Tier nicht verstanden hat" - das babbelte nämlich nur Frankforderisch.

Aber viele andere Eigenschaften der grünen Tiere sind noch unerforscht. Deshalb hatte das Umweltamt ein Preisrätsel ausgeschrieben, das nach Fressgewohnheiten fragte, dem Herkunftsort und eingekreuzten Arten. Die Ziehung der Gewinner übernahm die eigens angefertigte Handpuppe des Klappmaultheaters gemeinsam mit Umweltdezernentin Jutta Ebeling und deren junger Bekannten Henriette. Über die Steiff-Version des umweltbewussten Wesens können sich freuen: Harald Hamm (Frankfurt), Ciaran Göller (Wiesbaden), Laura Marie Witting (Nidderau) und Lena Smolik (Ortenberg). Weil sie den Lieblingsspeisen des GrünGürtel-Tiers am nächsten kam, erhält auch Johanna Koch (Frankfurt) was zum Kuscheln. Die richtige Antwort war einfach: Alles, was grün ist.

Das Umweltamt ist zufrieden: Die Ergebnisse des Rätsels seien so vielfältig wie der GrünGürtel und bewiesen, wie nötig Freiräume in einer Stadt seien, um Fantasien freizusetzen.

Frankfurter Rundschau, 11.04.03