Gerhard Schedl


Biographie


 

Gerhard Schedl wurde am 5. August 1957 in Wien geboren. Seit dem zehnten Lebensjahr ist Musik ein fester Bestandteil in seinem Leben. Den regelmäßigen Unterricht auf der Violine und der Gitarre begleiteten bald die ersten Kompositionsversuche und etwas später betätigte er sich in kleinen Orchestern sowie Rock- und Jazz-Gruppen. Es folgte der Besuch des Konservatoriums für Musik und dramatische Kunst in Wien und schließlich ab 1976 das Kompositionsstudium bei Erich Urbanner an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, das er 1980 mit Auszeichnung abschloss. Zusätzlich besuchte er musikwissenschaftliche Vorlesungen an der Wiener Universität und begann noch während der Studienzeit eine Lehrtätigkeit an der Volkshochschule Wien. Schon recht früh, Mitte der 70-er-Jahre, noch nicht 20, besaß Schedl bereits, was man eine eigene Musiksprache nennt, eine in sich gewachsene, unverwechselbare musikalische Syntax, als Kompositum aus Eigenem, Erworbenem und Erfahrenem.

Das Jahr 1981 sollte den Durchbruch für Gerhard Schedl bringen: Sein szenisches Oratorium "Der Großinquisitor" wurde von Publikum und Presse begeistert aufgenommen, und auch die Uraufführungen seiner bis heute meistgespielten Werke - der Kinderoper "Der Schweinehirt" und des Orchesterwerks "Tango" - fielen in dieses Jahr. In Wien begann die Zusammenarbeit mit dem Verlag Doblinger, der in der Folge das Gesamtschaffen des Komponisten betreuen sollte. Den bedeutendsten Einschnitt aber stellte die Übersiedelung nach Frankfurt dar, wo er am Hoch'schen Konservatorium eine Dozentenstelle für Komposition antrat, die er bis heute innehat. Seit 1987 leitet er gemeinsam mit Claus Kühnl die "Frankfurter Kurse für Neue Musik".

Gerhard Schedl gilt als einer der wichtigsten österreichischen Komponisten seiner Generation. Klang­körper wie die Berliner Philharmoniker, das RSO Berlin, die Wiener und Budapester Symphoniker, das ORF-Orchester, die Staatskapelle Dresden und die Deutsche Kammerphilharmonie haben seine Werke aufgeführt, Dirigenten wie Leonard Slatkin, Horst Stein, Peter Keuschnig, Antonio Pappano, Christoph Eschenbach, Dennis Russel Davies, Ferdinand Leitner und Wolfgang Rot haben sie dirigiert. Salzburg bedachte ihn mit nicht weniger als drei Opernaufträgen, und seine nunmehr drei Sinfonien wurden in Wien und Berlin zur Aufführung gebracht. In jüngster Zeit intensivierte sich u. a. die Zusammenarbeit mit Virtuosen wie David Geringas, Veronika Hagen, Christine Whittlesey, Benjamin Schmid oder Christian Altenburger sowie mit Ensembles wie "Kontrapunkte", "Mutare-Ensemble",“Ensemble modern“, "Buchberger-Quartett", "Hagen-Quartett", "Haydn-" und "Beethoven-Trio".

Schedls Oeuvre umfasst heute zahlreiche Werke aus verschiedensten Sparten, welche weltweit aufgeführt werden. Davon sind besonders drei Sinfonien, ein Violakonzert, zwei Violinkonzerte, das Oratorium "Der Großinquisitor", das "Te Deum" und die Ensemble-Kompositionen "Concerto da camera I und II", das  3. Streichquartett, das Klarinettenquintett, sowie "Der Totentanz von anno neun" hervorzuheben. Ein besonderer Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Sektor der szenischen Werke. Dies belegen drei Kammeropern, die Kinderoper "Der Schweinehirt", die große Oper "Glaube Liebe Hoffnung" nach Ödön von Horváth sowie das Tanz- und Musiktheater "...fremd bin ich eingezogen...", welches im Frühjahr 1997 (zum Schubert-Gedenken) im Salzburger Landestheater zur Uraufführung gelangte. Am 4.August 2000 wird die neue Kinder-Jugend-Oper „Riesen, Zwerge, Menschenfressenfresser“ (nach Oskar Wilde) als Auftragswerk des Carinthischen Sommers, Ossiach zur Uraufführung gebracht werden. Zudem wird das Salzburger Landestheater, dessen „Composer in Residenz“ Schedl seit 1990 ist, als sein neuestes Musiktheaterwerk „Julie & Jean“ (frei nach nach Strindberg ) in der Saison 2000/01 zur Diskussion stellen. Zudem ist die 4.Symphonie („Belfaster“) für das Festival „ship to Belfast“ im August 2001 in Planung.

Schedls musikalisches Konzept besteht in einer Koexistenz von Tradition und Traditionsbruch, von Vorgefundenem und Erfundenem, in einer Art Ungehorsam aus Liebe zur Musik. "Ich bekenne mich zur Lust am expressiven Klang, zur gesteigerten Dramatik, aber auch zur durchdachten Konstruktion, zum Experiment mit Zahlen, Intervallen Symbolen, Techniken und zum plakativen Reiz emotionaler Darstellungsformen. Das zarte Lauschen in der Stille, das ungebändigte Aufschreien, der resignative Abgesang, die großen wilden pathetischen Gesten, die Schönheit des durchdachten Details . . . all das ist mir nicht fremd: es treibt mich an und zwingt mich, am weiten Material zeitgenössischer Ausdrucksmittel mich immer wieder neu zu versuchen." (Gerhard Schedl)

Verlag Doblinger, Wien


 

Gerhard Schedl nahm sich am 30.11.2000 das Leben.


Werke

 

Kammermusik

Der Totentanz von anno neun

Sonata da Camera

Streichtrio (1991) für Violine,Viola und Violoncello

"a tre" für Klarinette, Violine und Klavier

"a cinque" für Klarinette, Vl, Va, Vc, und Klavier (96/97)

"Nachtstück für Bläserquintett"

"12 Imressionen" für Klavier
(nach einem Landschaftszyklus von Ulrich Doege) 

Concerto da Camera

Concerto da Camera II

Melodram.

Eine musikalische Einkreisung
f. Bar.-Sax. u. 6. Schlagzeuger (1989)

"Der, welcher wandert diese Straße
voll Beschwerden..."

Lamento für Violine, Violoncello und Klavier
(über Mozarts Zauberflöte, 28. Auftritt) (1991)

3. Streichquartett

"...denn ohne, daß er etwas Böses getan hätte
 ...es war, als sollte die Scham ihn überleben"

Sinfonische Musik

Sinfonie (1982)

2.Sinfonie für großes Orchester(1987)

"..so zu Licht und Lust geboren..."

Poesie für Bariton und großes Orchester (1986)

3.Sinfonie für Bariton-Solo und Orchester (1990)

Tango für Orchester(1981)

"3 Miniaturen" für Orchester(1980)

Konzert für Violine und Orchester (1985)

Slow.  Musik für Violoncello und Orchester (1997)

Fünf Intermezzi aus "Glaube Liebe Hoffnung"

Musiktheater

"Triptychon"
(Pierre et Luce - S.C.H.A.S. - Kontrabass)

"...fremd bin ich eingezogen..."
ein Tanz - und Musiktheater

"Der Ficus spricht"  
Minidrama von Franzobel (1998)


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